Wie lassen sich Mitarbeiter beim Business-Coaching mit einbinden?
Das Business-Coaching ist eine wunderbare Möglichkeit, um frischen Wind in ein Unternehmen zu bringen und Wege aufzuzeigen, wie es gestärkt und positiv in die Zukunft gehen kann. Allerdings beschränken sich viele Coaches ausschließlich auf die Führungsriege und lassen die einfachen Mitarbeiter außen vor. Diese werden später mit den Ergebnissen konfrontiert – die nicht selten zu Unmut, Unverständnis oder offenem Frust führen. Denn oftmals sind es die Mitarbeiter, die mit den Auswirkungen des Coachings zu kämpfen haben, zumal sie schlichtweg von den neu geschaffenen Tatsachen überrumpelt werden. Aber muss das so sein? Oder lassen sich nicht zumindest einige Mitarbeiter mit in das Coaching einbeziehen, sodass ein offener Austausch stattfindet? Dieser Artikel klärt auf.
Business-Coaching in kleinen Unternehmen
Nutzt ein Inhaber eines kleinen Unternehmens einen Unternehmenscoach, hat er es, mit Ausnahme der Coachwahl, vergleichsweise leicht. Sein Betrieb besteht aus einer überschaubaren Anzahl an Mitarbeitern und besitzt keinen großen Managementbereich, der weit über dem einfachen Sachbearbeiter steht. In einem solchen Betrieb lässt sich also das Business-Coaching gut auf die Mitarbeiter ausweiten. Hierzu gibt es verschiedene Wege:
– Abteilungsleiter – selbst wenn innerhalb eines Aufgabenbereichs alle Mitarbeiter gleichgestellt sind, kann der Unternehmer hingehen und einen Mitarbeiter der Abteilung bitten, mit am Coaching teilzunehmen. Wer Unfrieden völlig aus dem Weg gehen möchte, lässt die Mitarbeiter selbst jeweils einen Vertreter wählen.
– Absprachen – Kommunikation geht in zwei Richtungen. Da macht es Sinn, wenn die Mitarbeiter sich jeweils selbst Gedanken machen, was sich im Unternehmen ändern muss, um mehr Erfolg zu haben. Diese Punkte können von den Mitarbeitern zusammengefasst und schließlich an die jeweiligen Vertreter gegeben werden. Während des Coachings wird die Liste dann mit in die Neuerungen einbezogen.
– Weitergabe – die Ergebnisse und Gedanken, die während des Coachings aufkommen, sollten nicht schon in Zement gemeißelt sein, wenn die Mitarbeiter von ihnen erfahren. Das ist die zweite Richtung der Kommunikation. Viele Mitarbeiter schätzen es, wenn sie ihre Meinung zu einem Vorschlag unterbreiten können, bevor sie ihn verpflichtend umsetzen müssen.
Für kleinere Betriebe ist es in vielen Belangen sinnvoll, die Mitarbeiter ins Business-Coaching einzubinden. Nicht nur fällt es leichter, eine offene Kommunikation zu führen, auch Unmut breitet sich in den Betrieben wesentlich schneller aus. Da kleinere Unternehmer ohnehin häufig eine engere Beziehung mit den Angestellten führen, sollten sie sich nicht scheuen, auch die Ansichten der Mitarbeiter im Coaching mit einzubringen.
In größeren Unternehmen den Betriebsrat mit einbeziehen
Umso größer ein Betrieb ist, desto weiter sind einfache Mitarbeiter vom Chef oder auch vom Management entfernt. Die Masse an Angestellten macht es aber auch schwerer, das Business-Coaching auf den ganzen Betrieb auszuweiten. In den meisten Fällen heißt das, dass die Führungsriege ein Coaching erhält, oftmals zumindest einzelne Bereiche umstrukturiert und den Mitarbeitern mitteilt, wie es künftig läuft. Das kann nur zu Unmut führen, zumal es, je weiter entfernt das Management vom Betrieb ist, etliche Knackpunkte gibt:
– Arbeitsalltag – in der Theorie klingen viele Ideen fantastisch. Problematisch wird es, wenn die Ideen zum Einsatz kommen sollen. Gerade in Coachings von Führungskräften werden gerne neue Wege eingeschlagen, die von den Mitarbeitern im Alltag kaum durchzuführen sind.
– Abteilungen – natürlich ist es gut, wenn alle Abteilungen eines Unternehmens eng miteinander zusammenarbeiten. Doch auch hier gilt, dass die Praxis oft gar nicht diese Vorgehensweise erlaubt und letztendlich zu verlängerten Prozessen führt.
– Unmut – etliche Ideen, die in Coachings festgelegt werden, betreffen Mitarbeiter persönlich. Vielleicht müssen sie mit einem Mal ihren Arbeitsalltag völlig anders – und für sie unmöglich – strukturieren? Einige Führungsetagen gehen nach Coachings schon mal hin und legen fest, zu welchen Zeiten Mitarbeiter Telefonate führen sollen oder bestimmte Arbeiten erledigen. Manchmal mag eine solche Regelung zwar funktionieren – vielfach fallen die Zeiten aber schlichtweg in die Tagesbereiche, in denen die wenigsten Kunden anrufen oder Lieferanten nicht erreichbar sind.
Da es natürlich unmöglich ist, jeden Mitarbeiter mit in ein Coaching zu holen, sollten größere Unternehmen den Betriebsrat mit ins Boot holen. Ein Betriebsrat ist für Unternehmen nicht verpflichtend, kann aber von den Mitarbeitern gegründet werden, wenn genügend stimmberechtigte Angestellte vorhanden sind – was in Großbetrieben immer der Fall ist. Einige grundlegende Punkte zum Betriebsrat:
– Wahlberechtigte – ein Betriebsrat kann gegründet werden, wenn der Betrieb mindestens fünf ständig wahlberechtigte Mitarbeiter hat. Leiharbeiter müssen seit drei Monaten im Unternehmen beschäftigt sein, um wählen zu können. Auszubildende dürfen wählen, sofern sie volljährig sind. Sämtliche leitenden Angestellten dürfen weder aktiv noch passiv wählen.
– Mitgliedszahl – die Zahl der Betriebsratsmitglieder hängt von der Mitarbeiterzahl ab. Bei bis zu zwanzig Angestellten reicht ein Mitglied. Bei größeren Unternehmen besteht der Betriebsrat aus deutlich mehr Mitgliedern. So hat ein Unternehmen mit 700 Mitarbeitern einen aus 11 Personen bestehenden Betriebsrat.
– Arbeit – weder die Wahl des Betriebsrats noch dessen Arbeit darf vom Arbeitgeber oder den Führungskräften behindert werden. Auch dürfen Mitarbeiter, die sich für die Gründung des Betriebsrats aussprechen oder sich an diesen wenden, nicht in irgendeiner Weise nachteilig behandelt werden. Der Betriebsrat kümmert sich um die Belange der Belegschaft im Unternehmen und achtet auf die nötige Transparenz und Fairness.
Für Unternehmer, die ein Coaching planen, ist die Einbeziehung des Betriebsrats perfekt. Er kann die Rolle einnehmen, die in kleineren Unternehmen ein von den Mitarbeitern gewählter Vertreter im Coaching innehält. Zudem ist es oftmals einfacher, während des Coachings abgeklärte Umstrukturierungen über den Betriebsrat mitteilen zu lassen.
Fazit – das Coaching gesamtheitlich betrachten
Gewiss ist es einfacher zu denken, dass ein Businesscoaching nur einzelne Führungskräfte oder das Management betreffen sollte. Hier werden schließlich die Entscheidungen getroffen, nicht wahr? Wer jedoch auf ein gutes Betriebsklima hofft und möchte, dass die Änderungen auch in der Praxis gut – und realistisch – umgesetzt werden, sollte sich die Mühe machen und Vertreter aus dem Angestelltenkreis mit ins Boot holen. Die Entscheidung über Änderungen bleibt weiterhin beim Management, dennoch fühlen sich Mitarbeiter nicht übergangen und haben einen Weg, Sorgen, Skepsis oder auch Ängste auszusprechen.