Fachkräftemangel und dessen Auswirkungen
Ein Mangel an Fachkräften bleibt in der Mehrheit der Fälle nicht folgenlos. Die Auswirkungen von Personalmangel sind nicht nur für die betroffenen Unternehmen, sondern auch für die Volkswirtschaft insgesamt verheerend. Wachstums- und Wohlfahrtspotenziale werden vernichtet und öffentliche Einnahmen geschrumpft, wenn Personalknappheit Produktion und Dienstleistungsangebot einschränkt.
In vielen Industriezweigen herrscht Fachkräftemangel
Rund 85 Prozent der Betriebe in Deutschland befürchten schwere negative Folgen infolge von Fachkräfteengpässen. Dies geht aus dem Fachkräftereport der Deutschen Industrie- und Handelskammer hervor, der 2021 veröffentlicht wurde. Dies bedeutet, dass für 15 Prozent der Unternehmen entweder kein Fachkräftemangel existiert oder sich künftig nicht manifestieren wird oder die negativen Auswirkungen vernachlässigbar sein werden. Insbesondere in der Bauindustrie erwartet eine große Mehrheit der Betriebe (94 %) massive Beeinträchtigungen ihrer Geschäftstätigkeit aufgrund mangelnder Arbeitnehmerkapazitäten. Aber auch in der Industrie (89 Prozent) und bei den Dienstleistern (84 Prozent) ist der Mangel an Fachkräften spürbar. Der Handel ist mit 82 Prozent ebenfalls betroffen. Ungeachtet der Tatsache, dass die Wirtschaft noch immer mit den Auswirkungen der weltweiten Corona-Pandemie zu kämpfen hat und in Krisenmonaten ein deutlicher Rückgang der Personalnachfrage verzeichnet wurde – sodass Arbeitskräfteengpässe weniger ins Gewicht fielen – beurteilen Unternehmen die Folgen solcher Engpässe aktuell schlimmer als in der Zeit vor Corona.
Hohe Arbeitskosten könnten zu einem gigantischen Problem werden
Fast zwei Drittel aller Unternehmen in Deutschland (58 Prozent) rechnen in den kommenden Jahren mit steigenden Arbeitskosten, um neue Fachkräfte anzuwerben und ihr vorhandenes Personal halten zu können. Obwohl sich die Personalkosten mit den entsprechenden Rekrutierungsmaßnahmen und einer professionellen Personalvermittlung für Führungskräfte optimieren lassen, stellt das dennoch eine enorme Herausforderung für die deutsche Industrie dar. So erwarten fast zwei Drittel der relevanten Fachleute, dass die Arbeitskosten in der deutschen Industrie weiter steigen werden. Bereits jetzt liegt die Bundesrepublik im europaweiten Vergleich der Arbeitskostenerwartungen auf Rang vier. Eine Steigerung dieser Kosten als direkte Folge von Personalengpässen kann sich daher auf die internationale Wettbewerbsposition deutscher Unternehmen äußerst negativ auswirken.
Wettbewerbs- und Innovationsfähigkeit könnten gefährdet sein
Fast jedes fünfte Unternehmen befürchtet, dass es infolge von Fachkräftemangel an Innovations- und Wettbewerbskraft verlieren wird. Diese Befürchtungen sind im Vergleich zu 2019 unverändert geblieben. Insbesondere Industriebetriebe mit Standort in Deutschland machen sich Sorgen um ihre Zukunftsperspektiven. Da diese häufig international in einem starken Wettbewerb stehen und auf eine starke Innovationsfähigkeit angewiesen sind, ist die Situation besonders ernst. Innovation und Wettbewerbsfähigkeit werden die Schlüsselfaktoren sein, um in einem sich stetig wandelnden technischen Umfeld erfolgreich zu sein – vornehmlich bei der Umsetzung von Klimaschutzmaßnahmen und dem Einsatz künstlicher Intelligenz. Diese Herausforderungen erfordern einen hohen Grad an Flexibilität sowie rasche Entscheidungs- und Handlungsfähigkeit.
Nachfrage nach Aufträgen könnte stark zurückgehen
Die Befürchtungen der Unternehmen, dass sie ihre Angebotspalette einschränken und Angebote ablehnen müssen oder diese verlieren, weil ihnen die Fachkräfte dafür fehlen, haben im Vergleich zu 2019 weiter zugenommen. Die Bauwirtschaft ist besonders stark betroffen, vor allem aufgrund der Fachkräfteengpässe und hohen Nachfrage. Angebotseinschränkungen oder der Verlust von Aufträgen haben nicht nur negative Folgen für die betroffenen Betriebe und Branchen, sondern auch ganze Produktions- und Lieferketten sowie Endabnehmer können davon negativ betroffen sein. Wenn beispielsweise IT-Fachleute und Entwickler fehlen, betrifft das auch den Mittelstand, bei dem die Geschäftsprozesse digitalisiert oder eine bessere Cybersicherheit implementiert werden soll.